AVM T1

AVM T1 #

Der AVM T1 ist ein ISDN-Controller, der in den 90ern des letzten Jahrhunderts dazu diente, Server mit ISDN-Anschluss von der Last der ISDN-Verwaltung zu befreien. Ähnliche Geräte oder Steckkarten für PCs bauten auch andere Firmen, wie z.B. Hermstedt und Eicon. Gemeinsamer Nenner aller dieser “interessanten” Geräte ist, dass sie teilweise mehrere eigene Mini-Computer mit eigenem Prozessor, eigenem RAM und eigener Peripherie “an Bord” haben. Dieser Ansatz war damals vermutlich günstiger, als spezielle ASICs für jede Einzelentwicklung herzustellen.

Beim Start des Rechners wurde meißt der Prozessor angehalten, sodass der Host-PC ungestörten Zugriff auf das RAM des Mini-Computers hatte. Sodann lud der Treiber die Firmware in das RAM der Karte/des Geräts und startete den Prozessor. Über z.B. dual-ported-RAM wurde dann die Kommunikation und der Datenaustausch zwischen Host und Mini-Computer abgewickelt.

Der AVM T1 verwendet in erster Ausbaustufe (“T1”) 3 Transputer (zwei T400, ein T425) mit insgesamt 9MB D-RAM und verfügt zusätzlich über den Munich32-ISDN-Controller. Der “T1-B”, bei dem das “B” für Booster Board steht, verfügt über 4 weitere Transputer vom Typ ST20450 mit je 2MB D-RAM, sodass dieses Gerät dann insgesamt über 7 Transputer mit 17MB D-RAM verfügt.

Als ich auf der exzellenten Seite www.geekdot.com vom T1 las, war mein Interesse geweckt. Ich hatte vorher schon vom Konzept des Transputers gehört, aber das was ich dort sah, versprach ein ähnliches Erlebnis wie die Leonardo XL zu werden.

Als ich meinen ersten T1 dann von eBay bekam, habe ich zuerst das Gehäuse geöffnet und mal die Platinen begutachtet. Die Bezeichnungen der Bauteile decken sich mit denen, die Axel Muhr auf seiner Seite zum T1 verwendet.

AVM T1 Booster-Board

AVM T1 Mainboard

Die Transputer auf der Platine sind so verdrahtet, wie auf folgendem Schema zu sehen ist:

AVM T1 Map

Ein Kästchen ist jeweils ein Transputer bzw. größerer Chip, die Zahlen an den Kanten der Transputer bezeichnen den jeweiligen Link.

Die Interface-Beschaltung rund um den “Host Con” und den “Diag Con” ist auf folgender Zeichnung zu sehen. Hier gibt es den EAGLE-Schaltplan, aus dem das Bild generiert wurde und hier die dazugehörige EAGLE-Lib mit AM26C31 und AM26C32.

AVM T1 Interface

Die Bezeichnungen der Widerstände und Dioden im Schaltplan sind nach folgenden Bildern gemacht:

AVM T1 Interface Top

AVM T1 Interface Bottom

Meinen Messungen nach ist an jedem Error-Ausgang der Transputer eine kleine grüne LED nach Masse angeschlossen. Die Anschlussbelegung des “BB-Con”, der Verbindung zum Booster-Board, ist hier aufgezeichnet:

AVM T1 BB-Con

und hier gibt es den EAGLE-Schaltplan dazu.

In der Frontplatte des T1 sitzt eine lange Platine, die die Front-LEDs sowie ein paar Schieberegister trägt. Es handelt sich dabei um 5 Stk. 74HC595. Die Platine besitzt zwei Stecker, einen für die Stromversorgung und einen, über den die Daten gehen. Die Belegung des Stromversorgungsstecker ist folgende:

Pin Bedeutung
1 n.c.
2 +5V
3 GND
4 n.c.

Die Power-LED ist über einen 470 Ohm-Widerstand direkt an +5V angeschlossen. Die Belegung des Datensteckers ist weiterhin:

Pin Bedeutung Ziel Pin
1 n.c.
2 n.c.
3 n.c. FPGA1 17
4 /OE aller HC595 FPGA1 67
5 n.c. FPGA1 20
6 Data In, Reihenfolge s.u. FPGA1 30
7 Storage Clock (STCP) FPGA1 46
8 Shift Clock (SHCP) FPGA1 33
9 n.c.
10 n.c.

Das anzuzeigende Muster wird zunächst seriell in den Anschluss “Data In”, Pin 6, geladen, wobei Pin 8 (Shift Clock) als Takt verwendet wird. Dann wird mit einer steigenden Flanke an Pin 7 (Storage Clock) das gelesende Muster in die Ausgangs-Register übernommen. Wenn nun /OE (Pin 4) auf Low gezogen wird, wird das Muster angezeigt.
Die Reihenfolge der LEDs ist folgende:
Zuerst in LEDs 1 bis 30, dann die System LED, dann die D-Channel-LED und zuletzt die Sync-LED. Als nächstes ist noch herauszufinden, wie die Daten von einem der Transputer auf die Front-Schnittstelle gelangen.

Nach einiger Zeit sah ich bei eBay einen weiteren T1, der diesmal mit der PC-Interface-Karte verkauft wurde. Für schmales Geld wechselte er den Besitzer und hier sehen Sie ein Bild der ISA-Interface-Karte für den T1:

AVM T1 ISA-Karte

Es handelt sich hierbei offensichtlich um eine Karte, die nicht von AVM entworfen wurde. Vielmehr scheint hier die Firma hema Elektronik GmbH ihre Finger im Spiel zu haben, denn zum Stichwort “hema TA2” (siehe die obere rechte Platinenecke) finden sich Verweise auf eine “ISA zu RS422-Link-Adapter-Karte”. Interessant an der Karte ist, dass sie neben je einem Inmos C011 und C012 einen Xilinx CPLD beherbergt, der offensichtlich für die Verwaltung des “Linkbus” (lt. Platinenaufdruck auf der Unterseite) zuständig ist. Mal sehen, was sich dahinter verbirgt…

Ansonsten sind auf der Karte noch 4 TRAM-Steckplätze vorhanden, wobei ich noch nicht ausgemessen habe, wie die untereinander und mit den C011/C012 verschaltet sind.

In dem 8-poligen DIL-IC mit dem Aufkleber “V1A” steckt ein Two-Wire-PROM von Xilinx, dass vermutlich die Konfiguration des XC3030A-CPLDs enthält. Wenn man dies entschlüsselt bekäme, wäre es vermutlich möglich, den Aufbau des Linkbus zu verstehen und eine Anwendung dafür zu finden…

21.03.2013: Update #

Die Belegung des Verbindungskabels zwischen T1 und Hostcard ist wie folgt:

Pin-Nr. T1 (D-Sub 9) Pin-Nr. TA2 (D-Sub 15)
1 15
2 n.c.
3 11
4 n.c.
5 1
6 7
7 3
8 6
9 9
Abschirmung Abschirmung, 2
n.c. 4
n.c. 5
n.c. 8
n.c. 12
n.c. 13

Im DOS-Treiber zum AVM T1 gibt es ein Programm names CTA2.EXE, das in diesem Zusammenhang von Interesse ist. Allein der Name lässt schon auf die Funktion schließen: Control TA2. Dadurch fand ich heraus, dass diese Karte einiges mehr kann, als ich zuerst vermutete: Es gibt ja den C011 und den C012. Der C011 wird als “Fast Link” bezeichnet, der über die beiden FIFO-RAMs gepuffert wird. Der C012 wird als “Slow Link” bezeichnet und verfügt über keinen FIFO. Der “Slow Link” ist fest auf die untere 15-polige D-Sub-Buchse, als “CON4” bezeichnet, geschaltet. Die obere Buchse, als “CON2” bezeichnet, kann wahlweise auf die TRAMs/den Linkbus oder den C011 geschaltet werden, und zwar per Software. Weiterhin lässt sich per Software die Linkgeschwindigkeit der C011/C012 und der TRAMs einstellen. Darüberhinaus bietet CTA2.EXE die Möglichkeit, die externen Anschlüsse zu testen. Das lässt sich natürlich prima dazu verwenden, die geratene Pinbelegung zu verifizieren:

Pin Bedeutung
1 pos. RS-422 LinkIn
9 neg. RS-422 LinkIn
7 pos. RS-422 LinkOut
15 neg. RS-422 LinkOut
3 pos. RS-422 /Reset Out
11 neg. RS-422 /Reset Out
4 pos. RS-422 /Error In
12 neg. RS-422 /Error In
5 pos. RS-422 /Analyse Out
13 neg. RS-422 /Analyse Out
8 +5V, wenn J-VCC2/4 auf “ON”, n.c. wenn auf “OFF”
2 GND
6 GND
10 GND
14 GND

Dazu wird ein 15-pol. Stecker mit folgender Belegung gebraucht:

Test Nr. Verbindung Pins
1 LinkIn <–> LinkOut 1 – 7
1 LinkIn <–> LinkOut 9 – 15
2 /Reset <–> /Error 3 – 4
2 /Reset <–> /Error 11 – 12
3 /Analyse <–> /Error 5 – 4
3 /Analyse <–> /Error 13 – 12

Damit lässt sich nun auch die Belegung der TTL-CON-Stecker auf der Karte bestimmen:

Pin Bedeutung
1 LinkIn
2 GND
3 GND
4 LinkOut
5 /Error In
6 /Analyse Out
7 GND
8 /Reset Out
9 +5V
10 +5V

Als nächstes habe ich dann die Verschaltung der TRAM-Sockel ausgemesse, wobei dies noch nicht abgeschlossen ist. Die blauen Kästchen sind jeweils ein Slot, die Zahlen an den Kanten markieren die Link-Nr. der jeweiligen Verbindung.

TRAM-Slots-Verschaltung